Luis Carretero López

Mein Weg zur Forschung

Dass ich in die Wissenschaft gehe, ist schon lange klar. Das zumindest würden meine Eltern sagen. Denn meine Begabung und Begeisterung für die Naturwissenschaften und mein nicht zu stillender Wissensdurst haben sie und mich schon von früh an begleitet.
Für mich allerdings gibt es ein Schlüsselerlebnis, bei dem sozusagen alles angefangen hat: die Diagnose der Autoimmunerkrankung meiner Schwester. Ich war, wie wir alle in der Familie, erschrocken und beunruhigt. Ich hatte das Bedürfnis, die Krankheit zu verstehen und herauszufinden, wie man meiner Schwester helfen kann. Also informierte ich mich über Tage und Wochen hinweg über die Möglichkeiten der Behandlung und den Stand der Forschung. Die Zusammenhänge zu erkennen, half zumindest mir, besser mit der Situation umgehen zu können.
Die Immunbiologie hat mich bei meinen Recherchen extrem fasziniert. So sehr, dass ich kurze Zeit später ein Praktikum am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf machte. Die Arbeit in der Transplantations-Gewebebank und der Besuch eines Hightech Stammzellen-Labors haben mich besonders beeindruckt. Ich war begeistert von der Umgebung und der Forschung, die dort betrieben wurde. Während eines weiteren Praktikums an der Christian-Albrechts-Universität Kiel konnte ich dann mein Wissen im Bereich der Biochemie und Gentechnik vertiefen. Vor allem aber habe ich die Diskussionen mit ebenso interessierten Studenten und Schülern sehr genossen. Spätestens danach war klar: Ich möchte forschen.
Mehr über mich
Bereits früh in meiner Schulzeit wurde deutlich, dass mir die naturwissenschaftlichen Fächer und Mathematik im Besonderen sehr leicht fallen. Mit Freude habe ich an vielen mathematischen Wettbewerben teilgenommen und konnte unter anderem einen landesweiten 1. Platz bei der Mathematik-Olympiade erreichen. Das naturwissenschaftliche Profil mit dem Schwerpunkt Physik in der Oberstufe zu wählen, war da nur die logische Konsequenz.
Im Sommer letzten Jahres habe ich dann als Jahrgangsbester mein Abitur im Norden Hamburgs gemacht. Dass ich in den Abiturprüfungen Physik, Chemie und Mathematik jeweils die bestmögliche Note von 15 Punkten erreichen konnte, war eine tolle Bestätigung.
Eigentlich wollte ich dann zum Wintersemester 2020/21 an der ETH in Zürich mit dem Studium beginnen. Doch die Corona-Pandemie machte mir – wie so vielen Anderen – einen Strich durch die Rechnung. Ich verschob also meinen Studienbeginn und habe die Zeit seitdem erfolgreich genutzt.
Ab Oktober absolvierte ich für sechs Monate ein Praktikum am Forschungszentrum DESY in Hamburg. In einer internationalen Forschungsgruppe konnte ich ein Projekt unterstützen, bei dem ultraschnelle Quantenphänomene untersucht werden. Eigenverantwortlich habe ich Teile der Datenerfassungssysteme konzipiert und aufgebaut sowie experimentelle Daten ausgewertet. Anfangs war ich skeptisch, ob ich den komplexen und abstrakten Herausforderungen der physikalischen Grundlagenforschung gewachsen sein würde. Und auch, ob ich wirklich Spaß daran hätte. Doch ziemlich schnell wurde deutlich, dass das Gegenteil der Fall war: Ich brannte für das Thema. Ich war hoch motiviert, mir das umfassende Wissen auch selbständig anzueignen und konnte es kaum abwarten, relevante Daten zu ermitteln und meine Ergebnisse zu präsentieren.
Aufgrund des wesentlichen Beitrages, den ich zu dem Projekt leisten konnte, werde ich zukünftig in mehreren wissenschaftlichen Veröffentlichungen als Co-Autor genannt. Für mich ist dies eine Auszeichnung meiner Leistung, die mich riesig freut und ehrlicherweise auch ein wenig mit Stolz erfüllt. Außerdem wurde mir die Verlängerung des Praktikums angeboten, damit ich ein hochpräzises Messgerät für Experimente der Forschungsgruppe aufbauen und in Betrieb nehmen konnte. Eine Aufgabe, die eigentlich im Rahmen einer Bachelor-Arbeit vergeben werden sollte.
Die Zeit am DESY war großartig und ich habe wahnsinnig viel gelernt. Vor allem aber hat das Praktikum mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Meine Leidenschaft für Wissenschaft und Forschung und meine Begabung im MINT-Bereich sind etwas Wertvolles. Das möchte ich nutzen.
Und privat?
Mir ist bewusst, dass ich ein privilegiertes Leben führe. Auch deshalb bin ich der Meinung, dass ich – wie jeder, dem es möglich ist – einen Beitrag für die Gesellschaft leisten sollte. Daher war ich in der Schule als Mitglied der Schülervertretung aktiv und habe eine Ausbildung als Schülertrainer absolviert.
Nach dem Abitur habe ich dann eine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Tafel aufgenommen. Der Kontakt zu den sozial benachteiligten Menschen ist für mich herausfordernd und bereichernd zugleich. Und in jedem Falle ist diese Arbeit eine wertvolle Erfahrung.

In meiner Freizeit bin ich sportlich sehr aktiv.
Ab meinem elften Lebensjahr bin ich im Leistungsteam geschwommen. Mittlerweile nehme ich zwar noch regelmäßig an Wettkämpfen teil, betreibe das Schwimmen aber nur noch als Freizeitsport. Mir darüber hinaus körperlich sinnvolle Ziele zu setzen und diese durch Fitness, Kraftsport und Ernährung zu erreichen, ist ein positiver Ausgleich und bereitet mir viel Freude.
Apropos Ernährung: Ich mag gutes Essen. Ich durfte meinem Vater schon als Kind beim Kochen helfen und habe jetzt großen Spaß daran, mich selbst daran zu versuchen. Am liebsten gemeinsam mit meiner Freundin und Freunden bei einem leckeren Glas Wein.
Warum gerade Cambridge?
Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, ob es den finanziellen Aufwand wert ist, in Cambridge zu studieren. Die Kosten, die auf mich zukommen, flößen mir schon Respekt ein. Aber es gibt zu viele gute Gründe für das Studium in Cambridge. Einige, die vielleicht nicht allen Lesern bekannt sind, möchte ich hier erläutern.
Während des Studiums finden mehrmals wöchentlich sogenannte Supervisions mit einem bis drei Studierenden geführt von einem Dozenten statt. Bei diesen Treffen erhält man direktes und individuelles Feedback zu seiner Arbeit und vertieft Lerninhalte. Supervisions werden nicht bewertet und erlauben so, auch persönliche Interessen weiterzuentwickeln. Darüber hinaus ist Cambridge personell wie finanziell wesentlich besser aufgestellt als die meisten Universitäten. So liegt die Quote von Lehrenden zu Studenten bei 1:3 (in Deutschland durchschnittlich bei 1:8).
Neben einem hohen Renommee bietet Cambridge außerdem exzellente Forschungsstätten mit einem hohem Research-Output. Dies zeigt sich auch daran, dass Cambridge mit Abstand die meisten Nobelpreisträger in Europa hervorgebracht hat.
Die Universität ist in 31 kleinere Colleges aufgeteilt. Diese beherbergen ihre wenigen hundert Studenten und betreuen diese zusätzlich. Durch die College-Zugehörigkeit lernt man schnell Studierende – auch aus anderen Fachbereichen – kennen und es herrscht eine familiäre Atmosphäre.
Mit Studierenden aus mehr als 140 Ländern bietet Cambridge ein sehr internationales Umfeld. Gerade seit meinem Praktikum in der internationalen Forschungsgruppe am DESY weiß ich diese Internationalität sehr zu schätzen. Heutzutage sind gute Englisch-Kenntnisse vor allem in der Forschung unverzichtbar.
Für mich persönlich ist ein Studium in Cambridge nicht nur eine Investition in meine berufliche Karriere. Insbesondere die Möglichkeit, eine exzellente Ausbildung in einem internationalen Umfeld zu erhalten, mich intellektuellen Herausforderungen zu stellen und daran persönlich zu wachsen, ist mein großer Wunsch.
Und warum „Natural Sciences“?
Der interdisziplinäre Ansatz des Studienfaches „Natural Sciences“ ermöglicht ein breit gefächertes Grundwissen mit einer späteren individuellen Ausrichtung und Spezialisierung. So bietet die Ausbildung einzigartige Möglichkeiten in Forschung, Lehre und Industrie.
Das Studienfach ermöglicht es mir, meine umfangreichen Interessen im naturwissenschaftlichen Bereich zu verfolgen und mich erst im weiteren Verlauf des Studiums in einem Fachgebiet zu spezialisieren. Außerdem bin ich überzeugt, dass disziplinübergreifendes Wissen die Voraussetzung für Innovation in fast allen Bereichen der Forschung ist. Und macht das Studienfach daher so einzigartig und interessant.
Der Brexit und seine Folgen
EU-Studenten haben durch den Brexit den „home fee status“ verloren und zahlen seit dem 1. Januar 2021 die „oversea fees“ für internationale Studierende. Für das Fach "Natural Sciences" liegen die jährlichen Studiengebühren in Cambridge nun bei 51.996 € zuzüglich jährlicher Lebenshaltungskosten von ca. 13.000 €. Rund die Hälfte der Kosten für das 3-jährige Bachelor-Studium kann ich gemeinsam mit meinen Eltern aufbringen. Die restlichen 95.000 € werde ich über Studienkredite und meine Crowdfunding-Kampagne finanzieren.
Seit der Einführung des Brexits werden leider kaum noch deutsche Stipendien an Studierende in Großbritannien vergeben. Insbesondere keine, für die ich als Studienanfänger die Voraussetzungen erfülle. Außerdem sind die Briten aus dem ERASMUS-Programm ausgestiegen und die britische Regierung vergibt keine Darlehen für Studiengebühren an EU-Studierende mehr.
Meine Hoffnung ist aber, dass die deutsche Stiftungslandschaft und Institutionen wie der DAAD ihr Förderportfolio an die neue Situation anpassen werden und ich mich im weiteren Verlauf des Studiums doch noch um Stipendien bewerben kann.
Zum Schluss
Sehr gern möchte ich allen, die mich unterstützen, danken und Sie während meines Studiums auf dem Laufenden halten. Dafür werde ich diese Website nutzen und regelmäßig Updates einstellen. Über mein Leben in Cambridge und meine Erfolge und Fortschritte im Studium.